100 km Biel ~ 17. - 18. Juni August 2005

Ich fuhr mit Gabi circa 10 Uhr am Freitagmorgen nach Biel, dort kamen wir gegen 14 Uhr an. Gabi wollte 14 Tage vor dem Swiss Jura und 8 Tage nach dem Brüder-Grimm-Lauf nur den Nacht-Marathon laufen. Nachdem wir gegessen, einigen Bekannten „Hallo“ gesagt und ein wenig geschlafen hatten, wurde es eineinhalben Stunden vor dem Start recht lebhaft um unseren Parkplatz. So machten auch wir uns bereit für den Lauf.

Ich verabschiedete mich von Gabi und lief ungefähr 8 Minuten vor dem Start von hinten durch die Starterreihe, wo ich einen übernervösen Radfahrer (Jetzt noch? Der Abfahrttermin war für sie bereits eine halbe Stunde zuvor gewesen.) beobachtete, der sich jetzt noch durch die Läuferschar schob. Mit seinem linken Pedal fuhr der Unglücksrabe einem der Läufer in die Wade was für große Aufregung und einer hitzigen Debatte zwischen Radfahrer und Läufern sorgte.

Ich machte mich weiter auf die Suche nach Angelika und Peter von meinem Laufclub, aber außer Sabine, Stephans Freundin, fand ich niemanden. Stephan wollte unter 11 Stunden ins Ziel laufen, was für mich jedoch undenkbar schien, da ich bereits beim Brüder-Grimm-Lauf im Grenzbereich gelaufen war und meine Muskulatur sich immer noch negativ bemerkbar machte. Ich nahm mir also vor, nur zwischen 11 und 12 Stunden zu laufen. Wie überheblich das aus meinem Mund klang. Kurz zuvor hatte ich noch ein Gespräch mit meinem Parkplatznachbarn geführt, der mir erklärte, er wäre froh, wenn er den Lauf in 14 Stunden schaffen würde. Nach 15 Stunden war er immer noch nicht zum Parkplatz zurückgekehrt.

Also stand ich nun mit Sabine, die Stephan auch nicht mehr gefunden hatte, im hinteren Teil des 1. Drittels des Starterfelds. Wie der Zufall so spielt, stand Michael Krüger, ein weiterer guter Bekannter, circa 10 Meter vor mir. Der Startschuss ertönte und wir setzten uns in Bewegung. Ich beschloss mich hinter Michael zu halten, der ebenfalls nur einen Trainingslauf absolvieren wollte. Das gelang mir auch bis km 5, danach lag ich jedoch eher unter 6 Minuten/km, bei km 15 lief Elke an mir vorbei. Ich fragte sie, was sie geplant hatte, es war ja auch ihr erster Biel-Lauf. Sie wollte ihn knapp unter 10 Stunden beenden. Ich schaute auf meine Uhr, die mir anzeigte, dass wir stellenweise 5,50 Min./km liefen. Mein Höchstpuls lag immer noch bei 133 Schlägen, also nichts wie hinter her. Leider hatten wir nicht die gleiche Gangart, sie lief die Hügel mit gleichem Tempo hoch, während ich bergab schneller lief. So trennten sich unsere Wege wieder.

Mit den Kilometermarkierungen war ich ab km 20 schon am hadern, denn ich verwechselte die Marathonbeschilderung mit denen des 100 km-Laufs. Bei km 25 traf ich dann auf Angelika und Stephan sowie Jo, Angelikas Ehemann und Radbegleiter. Wir bezichtigten uns gegenseitig des zu schnellen Tempos am Anfang und dann ging es auch schon weiter. Von Ammerzwil zogen sich die Kilometer bis Oberramsern wie Kaugummi. Stephan teilte Angelika mit, dass er das Tempo nicht mehr halten konnte und eine Geh-Pause einlegen würde. Wir waren mittlerweile wieder bei einem Schnitt von 6 – 6,10 Minuten pro Kilometer. Ich ignorierte den Abgang von Stephan und lief einfach gleiches Tempo weiter, Angelika - scheinbar nicht mehr ganz so frisch, hinterher.

Mein Magen machte mir ziemlich zu schaffen. Von Anfang an hatte ich starke Blähungen, die jetzt noch schlimmer wurden und ab und an kamen noch Krämpfe dazu. Eingangs von Kirchberg erklärte ich Angelika (auch wenn ich wusste, dass sie das nie tun würde), dass sie hier mit Wertung aussteigen konnte oder auch nur eine kurze Rast einlegen, in der ich auf die Toilette gehen würde. Ich hatte zum Glück keinen Durchfall und fühlte mich danach richtig erleichtert, so dass der Ho-Chi-Minh-Pfad eine der schnellsten Zwischenzeiten wurde, die Angelika mit mir lief. Ich muss gestehen, dass mir solche Cross-Pfade sehr liegen und ich auf solchen Strecken immer die meiste Zeit auf meine Konkurrenten gut machen kann.

Angelika biss die Zähne zusammen und lief immer wieder an mich heran. Das letzte Drittel des Pfades nahm ich das Tempo etwas heraus, da sich mein rechtes Fußgelenk wieder schmerzhaft meldete. Von Gerlafingen bis Ichertswil nahm ich das Tempo gleichfalls noch einmal etwas zurück, was uns rein rechnerisch eine Endzeit von circa 11 Stunden bescheren würde. Vor Bibern trennte ich mich schließlich von Angelika, was ich ihr jedoch schon zuvor mitgeteilt hatte. Ich musste einfach eine schnellere Gangart einlegen, meine Muskeln gaben mir das Gefühl durch den eintönigen Laufrhythmus zu verkrampfen. Mein Puls lag jetzt bei 126 Schlägen pro Minute.

Es lief auch sonst wirklich gut, das Gefälle nach Arch donnerte ich praktisch nach unten und überholte dabei noch zwei Stafettenläuferinnen, die später jedoch wieder an mir vorbeizogen. Bei Arch überholte ich dann auch Michael, der wie ich dachte, eine seiner Geh-Pausen eingelegt hatte. Er rief mir jedoch zu, dass er große Probleme habe und den restlichen Weg wandern wollte. In Büren angekommen trank ich zum ersten Mal Cola, tatsächlich gehöre ich jedoch eher zu den Menschen, die dieses Gebräu verabscheuen. Das rächte sich auch prompt nach etwa einem Kilometer, den ich im Windschatten der Stafettenläuferinnen zurückgelegt hatte, mit Seitenstechen. Zwangspause, die Faust in die rechte Seite gestemmt und tief durchatmen. Ein kräftiger Rülpser mit dem sich der Colaschaum aus meinem Magen verabschiedete und weiter. Wieder leichtes Tempo aufnehmend stellte ich fest, dass ich mich immer noch schneller fortbewegte als etwa 70% der Läufer meines Umfeldes.

Die letzten 15 km vor dem Ziel sollten eigentlich flach verlaufen. FLACH! Ich sage nur Schweizer. Wenn bei denen eine Erhebung nicht mindestens 100 Meter Höhenmeter aufweist, dann ist es flach. Jedenfalls, fünf Kilometer vor dem Ziel hatte ich eine richtige Schwächephase, wollte eigentlich nur noch ins Ziel gehen. Doch just in dem Augenblick überholte mich ein Läufer, bei dem ich sicher war, ihn zuvor nicht überholt zu haben. Mein Ehrgeiz packte mich. Es konnte nicht sein, dass da noch Läufer waren, die die letzten Kilometer noch schneller liefen als ich, zumal ich doch bis km 75 nur einen Trainingslauf gemacht hatte. Nichts wie an die Fersen geheftet und hinter her. So überholten wir auf den letzten Kilometern noch etliche Läufer und eine Läuferin. Etwa 250 Meter vor dem Ziel blieb mein Konkurrent, der zuvor noch Abstand zwischen uns gebracht hatte, förmlich stehen, was mich dazu antrieb noch einmal das Tempo zu erhöhen und schließlich in einen Endspurt ausartete. Mit Speed rannte ich ins Ziel.

In Arch hatte ich meine Zeit noch einmal hochgerechnet. Würde ich mein Tempo halten, wäre noch genügend Zeit für eine Schwächephase mit der ich dennoch eine Zeit von 10:30 Stunden erreichen müsste. Mein Blick auf die Uhr bestätigte, ja rügte meine Rechenkünste sogar  – 10:24:18 Stunden.

Angelika konnte unser vorangegangenes Tempo gut halten und kam in sehr guten 10:40 Stunden ins Ziel.

Durchgangszeiten:

km

Zeit

Gesamt

Kat

38.5

3:55.51

550.

133.

56.1

5:54.03

454.

112.

76.6

8:08.34

366.

91.

100

10:24.34

271.

65.